Kürzlich war ich auf in Köln auf einem Beer Tasting. Hat mir meine Frau zum Geburtstag geschenkt. Beim Beer Tasting kann man viele verschiedene interessante Biere aus aller Welt probieren, und die meisten davon schmecken scheiße. Man kann auf einem Beer Tasting auch interessante Menschen kennenlernen. Zum Beispiel FCK-Fans aus der Fremde. Ich habe dort Stephan Göring und Jörg Mathmann aus dem Münsterland kennengelernt. Ihnen war mein selbstgebastelter FCK-Fahrradhelm aufgefallen (geht ganz leicht: Betze-Aufkleber aufen und draufkleben). So kamen wir ins Gespräch: Drei Betze-Fans im Exil in Nordrhein-Westfalen. Die beiden sind Cousins und kommen aus der Nähe von Ahaus. Das liegt ganz nahe an den Niederlanden. In Ahaus ist man entweder BVB-,Schalke- und/oder Preußen-Münster-Fan, oder Bayern-Fan. Stephan und Jörg aber sind Betze-Fans, und das schon seit Jahrzehnten, obwohl sie noch gar nicht so alt sind. Ursprünglich aus Protest: Alle in ihrer Umgebung waren damals Bayern-Supporter, das war ihnen zu doof, und da kam ihnen 1991 der FCK grade recht, der unter Kalli Feldkamp und mit tollem Fußball Sensations-Meister geworden war. Jörg machte damals als Betze-Fan den Anfang, sein Cousin wurde mit der Zeit angesteckt und ist inzwischen sogar der extremere Betze-Fan von beiden. Meint Jörg. Vom Münsterland nach Lautern fährt man etwa viereinhalb Stunden hin und noch mal so lang zurück. Trotzdem fahren die beiden zwei-bis dreimal pro Saison runter, um die Roten Teufel live zu sehen. Ansonsten sehen sie die Spiele gemeinsam auf Sky. Stephan und Jörg sind sogar Vereinsmitglieder. Jörg ist nach dem zweiten Abstieg eingetreten: „Ich dachte mir damals, die können jetzt meinen Jahresbeitrag brauchen“. Es ist zurzeit nicht so leicht, Betze-Fan zu sein: Zweite Liga, ständig gehen die besten Spieler. Es ist noch weniger leicht, wenn man Betze-Fan im Exil ist. In Großstädten geht das noch: Da gibt wie bei mir in Köln oder in der Hauptstadt, wo es die mitgliederstarke „Berliner Bagaasch“ gibt, genug andere Betze-Fans, mit denen man sich in einer Kneipe vor dem Fernseher versammelt, pfälzisch redet und zu den FCK-Auswärtsspielen in der Nähe fährt. Aber zu zweit, zu dritt oder zu viert in einer Kleinstadt? Umgeben von BVB-, Schalke- und Bayern-Fans, von denen man sich in der Schule, auf der Arbeit oder in der Kneipe höhnische Kommentare über die relative Erfolglosigkeit des FCK anhören muss? Hunderte Kilometer unterwegs im Kleinwagen auf dem Weg zum Betzenberg? Ein notgedrungenes teures Sky-Abo, weil keine Kneipe in der Heimatstadt die Lautern-Spiele zeigt? Wer das sein Leben lang mitmacht, der muss eine ganz besondere Beziehung zu diesem Verein haben. Die Liste der FCK-Fanclubs zeigt, dass es viele solcher Fans gibt: Die „Koidevils von der Saale“ aus Halle oder die „Kölnteufel“ z.B. Im Norden sind wir besonders gut vertreten: Die „Nordic Devils“ aus Hamburg, die „Teufel-Sprotten“ aus Kiel, auch in Flensburg, kurz vor Dänemark, gibt es einen Fanclub. Und dann gibt es ja noch jene Fans, die im Ausland leben: „Betzepower Letzebuerg“ aus Grevenmacher, „Die flämischen Teufel“ aus dem belgischen Ardooie, der Fanclub „Zillertaler Herzblut“, Fans aus Mels/Schweiz und Plovdiv/ Bulgarien, und – last not least – der Fanclub, der nicht nur am weitesten entfernt ist, sondern auch noch den schönsten Namen hat: Die „Diablos Vermelhos do Brasil“ aus dem (sicherlich schönen) Jabatao dos Guararapes. Wie die wohl ihre Liebe zum FCK entdeckt haben? Betze-Fans im Exil: Ihr habt meinen höchsten Respekt! Ihr seid was Besonderes. Ihr seid aus nderem Holz geschnitzt als die Bayern-Fans in Ahaus, Greifswald oder Cloppenburg. Ihr macht harte Zeiten durch, aber irgendwann feiern wir, jeder in seinem Kaff, und doch irgendwie zusammen, die Rückkehr in die Bundesliga.

 

Quelle: SEITE 54 – MITGLIEDERMAGAZIN Sommer 2015 / 16

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